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1989

Uhersky Brod

 
 
 

Aus dem Prager Nationalmuseum live in den Abendnachrichten

Impressionen einer Konzertreise nach Uhersky Brod und Prag
 
 
 
 
Ein Jahr lang hatte der Kgl, Marienchor Eupen sich intensiv auf die Konzertreise vorbereitet, zu der der Dvorak-Chor aus Uhersky Brod, der im vergangenen Jahr in Eupen weilte, eingeladen hatte. Der stürmische Applaus, den der Chor bei allen seinen Auftritten während der einwöchigen Reise durch die (damalige) Tschechoslowakei erntete, lohnte die Mühen und entschädigte die Sänger und ihre Begleiter für manche Unzulänglichkeit während des Aufenthalts in einem schönen, aber armen Land.
 
 

Schon auf der Hinreise gab der Marienchor beim Zwischenaufenthalt in Eging am See, im Bayerischen Wald, ein kleines Konzert für die Gäste des Etappenhotels, das großen Anklang fand. Nicht nur das Publikum spendete den Sängern hier donnernden Applaus, auch Petrus sparte nicht mit DonnerhaIl und öffnete die Schleusen des Himmels dermaßen, dass selbst Dirigent Ferdinand Frings nasse Füße bekam, als er sein Gepäck aus dem überfluteten Erdgeschoß des Hotels retten wollte.

 
 

Klingendes Wien
Da die Musikstadt Wien auf der Reiseroute lag, nutzte der Chor die Gelegenheit, um die einstige Metropole der Donaumonarchie bei einem weiteren Zwischenaufenthalt kennenzulernen. Nach einer Stadtrundfahrt unter sachkundiger Führung gab der Chor im Stephansdom ein kurzes Ständchen, ehe man sich zu Fuß aufmachte, um das versteckte Wien der malerischen Gässchen und stillen Hinterhöfe kennenzulernen. Nicht entgehen ließ der Marienchor sich die Gelegenheit, im Innenhof des Hauses des Deutschritterordens, mit seiner berühmten Akustik, einige besinnliche Lieder zu singen.

 
 

In einer anderen Welt
Schon am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen von der Weltstadt an der Donau, und weiter ging die Reise zum Grenzübergang, Bratislava. Wo die strengen Kontrollen daran erinnerten, dass man sich in eine andere Welt begab. Nach einem Aufenthalt von mehr als einer Stunde konnte, die Reise schließlich fortgesetzt werden. Durch eine schöne, weite Landschaft gelangte der Bus mit seinen 68 Fahrgästen schließlich nach Bratislava, wo viele Häuser einen ungepflegten Eindruck machten, lediglich das Haus der Gewerkschaft wirkte prunkvoll und gut unterhalten. Statt Geschäftsreklamen sah man hier überall an den Häusern Parolen für den Frieden den Sozialismus.
Hinter Bratislava führte die Reise erneut durch eine liebliche Landschaft mit riesigen Getreidefeldern. Die Dörfer wirkten freundlich und waren zumeist blumengeschmückt. Die nähere Umgebung des Reiseziels Uhersky Brod ließ einen Bogen zur Heimat schlagen: vieles erinnerte hier an die Landschaft der Eifel.

 
 

Begrüßung mit Gesang
In Uhersky Brod holte die Wirklichkeit die Reisegesellschaft wieder ein. Viele Häuser sind hier in einem desolaten Zustand, wenngleich auch an vielen Fassaden restauriert wird. Schließlich feiert Uhersky Brod im Jahre 1992 den vierhundertsten Geburtstag des großen Humanisten und Pädagogen Ian Comenius und möchte dann in neuem Glanz erstrahlen.  Der gastgebende Dvorak-Chor begrüßte die Weitgereisten mit einem Ständchen, das vom Marienchor mit einer Weise in tschechischer Sprache beantwortet wurde.

 
 
 

Glorreiche Vergangenheit
Der folgende Tag stand im Zeichen der reichen Vergangenheit der Gegend. In Kromercz wurde das herrliche Barockschloss der Bischöfe von Olmütz besichtigt, das in den letzten Jahren sorgfältig restauriert wurde, nachmittags die Kathedrale von Velehrad, die den slawischen Nationalheiligen Methodios und Kyrillus gewidmet ist. Am Abend ging es dann in den Kurort Luhacovice, wo im modernen Kulturzentrum das erste offizielle Konzert auf dem Programm stand. Den ersten Teil des Abends gestalteten die Damen des Dvorak-Chores unter der Leitung von Dirigent Antonin Veselkà. Dann kam der große Auftritt des Marienchores, der im konzertanten Teil anspruchsvolle Werke zu Gehör brachte, darunter die „Römischen Weinsprüche“ von Harald Genzmer. Dem ließ der Marienchor einen Streifzug durch das Volksliedgut Europas folgen.
Schon zwischen den einzelnen Liedern spendete das aufgeschlossene Publikum im vollbesetzten Saal viel Beifall. Besonders zu gefallen wussten das Quartett und die Solisten, mit zum Teil in slawischer Sprache vorgetragenen Liedern.

 
 

Konzert im Museum
Der Gastgeberstadt Uhersky Brod und dem Comenius-Museum war der folgende Tag ge-widmet. Der Dvorak-Chor nimmt im kulturellen Leben von Uhersky Brod einen besonderen Platz ein. In drei Sälen des Museums wird seine Geschichte dargestellt, einen angemessenen Platz nimmt hierbei die Erinnerung an den Besuch in Eupen im Oktober 19888 ein … Dem Museumsbesuch folgte ein Empfang durch den Bürgermeister von Uhersky Brod und Vertreter der Friedensbewegung. Am Abend bestritt der Marienchor dann sein zweites großes Konzert. Prachtvoller Rahmen hierzu war der Säulensaal des Comenius-Museums. In der hervor- ragenden Akustik dieses ehemaligen Pferdestalls kamen die Stimmen des Männerchores voIl zum Tragen, und ein begeistertes Publikum entließ die Sänger erst nach mehreren Zugaben.

 
 
 
 

« Treppenkonzert »

Am folgenden Tag führte die Reise ins goldene Prag, wo ein Konzert im Treppenhaus des Nationalmuseums den krönenden Abschluss der Reise bilden sollte. Die Akustik unter der mächtigen Kuppel des Treppenhauses bietet einige Schwierigkeiten, und so galt es, eine sorgfältige Auswahl der vorzutragenden Werke zu treffen.

 
 

Dirigent Ferdinand Frings gelang es mühelos, seinen Chor auch unter diesen schwierigen Verhältnissen zu einer neuen Höchstleistung zu führen, die von dem sachverständigen Publikum mit tosendem Applaus gewürdigt wurde. Selbst ein Fernsehteam filmte den Auftritt des Eupener Chores im Nationalmuseum. Die Aufnahmen‘ wurden noch am gleichen Abend in den Hauptnachrichten gesendet. Mit einer Einladung, zum Comenius-Jahr 1992 zurückzukehren, verabschiedete schließlich der Vertreter des Kultusministers den Marienchor, der sich nun aufmachte, die Schönheiten der Goldenen Stadt zu entdecken.



 
 

Abschied

Nach einer ausgiebigen Besichtigung der Prager Altstadt, in deren Verlauf der Marienchor nach ein kleines Konzert im mächtigen Veitsdorn intonierte, hieß es am Abend, Abschied von lieben Freunden nehmen. Die Stadt an der Moldau hinterließ einen nachhaltigen Eindruck bei allen Teilnehmern der Konzertreise, bei der viele neue Freundschaften geschlossen wurden. Den letzten Abend verbrachte man zusammen mit den tschechoslowakischen Freunden. Mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen mit guten Freunden startete man am nächsten Morgen zur Heimreise, nicht ohne dem Dvorak-Chor für seine Gastfreundschaft und die herzliche Betreuung während des Aufenthalts zu danken.
© GrenzEcho 24. Juli 1989, Seite 5

 

 
 

Neugier genügt…

  • Walter Eicher, Redakteur beim Belgischen Rundfunk (BRF)hat den Chor auf seiner Konzert-Tournee begleitet. Im Anschluss führte er mit dem damaligen Vorsitzenden des Vereins, Joseph Kockartz (Präsident 1973-1997) ein Interview. Das vollständige Gespräch unter diesem Link.

  • Die Konzert-Tour in der nationalen Presse > Alle Einzelheiten unter diesem Link.

 
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