Sankt-Nikolaus-Hospital-Beziehung
Der Marienchor pflegt seit vielen Jahrzehnten eine herzliche und kontinuierliche Beziehung zum Eupener Sankt Nikolaus-Hospital.
An Heiligabend gestalten die Sänger für die Mitarbieter und Kranke des Hauses eine festliche Stunde. Annähernd 30 Jahre als Festgottesdienst und seit dem Jahr 2000 als musikalische Besinnung zur Weihnacht.
Es war der langjährige Krankenhausseelsorger, Rektor Henri Chantraine, der im Jahre 1973 mit der Bitte an den Chor herantrat, die Christmette, die am Heiligen Abend im späten Nachmittag stattfand, musikalisch zu untermalen „in Hinsicht auf die Kranken, welche diese Feier nicht zu Hause erleben konnten“. In der Tat wuchs diese neue Aufgabe den Sängern schnell ans Herz, trotz des für Familienväter eher ungünstigen Termins. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass die Tatsache, den Kranken etwas geben zu können, allen Sängern selbst unheimlich viel zurückgab. Hier spurte man die weihnachtliche Botschaft besonders stark, auch weil man sie ja nur einige Stunden später im Garnstock wieder besingen durfte.
Die kleine Kapelle platzte dabei aus allen Nähten. Für das Jahr 1980 notiert der Chronist eine Wartezeit von einer Stunde (!), um sich einen Platz zu sichern.
Wie sehr „Weihnachten im Krankenhaus“ den Sängern ans Herz gewachsen war, zeigte sich besonders, als der Priestermangel auch diese Messe bedrohte. Nach dem Tod von Rektor Chantraine im Dezember 1998 wurde es schwierig, einen Geistlichen für diese Christmette zu finden. Kurz entschlossen nahm der Marienchor im Jahr 2000 die Sache selbst in die Hand. Aus der Messe wurde eine „weihnachtliche Besinnungsstunde“, in welcher der Chor nicht nur für die musikalischen Darbietungen sorgt, sondern auch für die Vorbereitung der Texte und die Übertragung der Feier in die Krankenzimmer, sodass jeder Patient, jeder Pfleger die Möglichkeit hat, sie mitzuerleben.
Zur Hundertjahrfeier des Chores (2005) schrieb der damalige Krankenhausdirektor Willy Heuschen:
„… Die Hundertjahr-Feiern des Eupener Marienchores sind mehr als ein Jubiläum, sie sind ein Ereignis.
Ihr eigentlicher Wert liegt, neben all den kulturellen, historischen und gesellschaftlichen Verdiensten, in einer Kontinuität des Singens, die nicht nur das heftige Auf und Ab dieses dramatischen Jahrhunderts überlebt hat, sondern einem Ursprung und Auftrag treu blieb, der zutiefst im Bereich religiösen Engagements wurzelt.
Der Chor Mariens, dieser Name deutet schon darauf hin, diesem Namen hat er sich auch verpflichtet….(…)“
Im St. Nikolaus-Hospital erleben wir dies alljährlich an Heiligabend beim Weihnachtskonzert in unserer Krankenhauskapelle. Die einst durch Herrn Rektor Chantraine gefeierte Weihnachtsmesse, die der Marienchor gesanglich mitgestaltete, musste wegen Priestermangels aufgegeben werden. Wir standen vor der Herausforderung, unseren Kranken an diesen Festtagen trotzt ihres Krankenhausaufenthaltes ein Stück Weihnacht erleben zu lassen…. Ähnlich den Troubaouren, die für die Angebetete des Mittelalters spielten und sangen, sind es in unserer Stadt die Stimmen stattlicher Männer, die eine heilige Frau rühmen, deren Format von der Schmerzensmutter bis zur Himmelskönigin reicht, und die als die Vermittlerin im katholischen Glauben gilt.
Diesem Vorbild Mariens bleibt der Marienchor in unserem Hospital treu: menschliche Solidarität mit den Kranken, Vermittler von weihnachtlicher Freude und Trost an unsere Patienten. In einer Zeit säkularen Bildersturms ist das nicht einerlei. Im Schutz der Gottesmutter zu singen, ist eine bleibende, keineswegs überlebte Aufgabe geblieben. Bei allen Erfolgen des Marienchors spricht dies für sein fein empfundendes Gespür für die Anliegen von Kirche und Welt.
Viele Kranke, Verwundete und Sterbende haben in unserem Hospital in jenen so scheren Stunden des Festtages in tiefer Einsamkeit Kraft und Nähe erfahren, die über die Kunstgriffe der Medizin weit hinausgingen. Frohsinn, Freude und Lebensmut zu verbreiten, Besorgte zu ermutigen und Geschlagene zu trösten, ist eine wunderbare Botschaft, die immer wieder dazu einlädt, sich dort, wo man singt, niederzulassen! Schöner und hilfreicher kann Chormusik nicht sein!
“ …Irgendwo ist da zwischen den Sängern, ihren Zuhörern und dem Hospital eine Verbundenheit entstanden. So wie sich Freunde blind verstehen, füreinander da sind und keines Redens bedürfen. Dann ertönen der Gesang und die Musik und sagen alles, was man sich vom Leben nur wünschen und erhoffen kann…“
Willy Heuschen, 2005, 100 Jahre Marienchor-ein Lesebuch, S.12ff
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